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Kleinleins Klartext

BMF-PEPP-Bekenntnis so halbherzig wie eine Online-Konferenz

BMF-PEPP-Bekenntnis so halbherzig wie eine Online-Konferenz

 16.11.2020  Kleinleins Klartext  0 Kommentare  Axel Kleinlein

Im Moment werden ja viele Konferenzen nachgeholt, die coronabedingt im Frühjahr oder Frühsommer ausfallen mussten. Natürlich sind das auch jetzt keine Präsenzveranstaltungen, sondern man „trifft“ sich digital.

Der echte Thrill entsteht da irgendwie nicht, besonders, wenn die ursprüngliche Veranstaltung mit gleichem Ablauf einfach ins Netz verlegt wird. Es ist nun mal etwas anderes, ob man sich persönlich begegnet oder das Gegenüber mit wackeligem Bild im Homeoffice sieht. Eine Podiumsdiskussion lebt ja eigentlich von einer Interaktion zwischen den Diskutierenden. Wenn dann aber digital auch noch ein Moderator zwischengeschaltet ist, der das nicht fördert, dann verpufft auch bei einem spannenden Gesprächskreis die Aufregung, die ansonsten entstehen würde, wenn man sich Face-to-Face die Meinung sagt.

Wenn wir vom BdV unsere Tagungen, wie etwa unsere Wissenschaftstagungen oder Presseworkshops, machen, dann leben diese auch sehr stark von einer Interaktion zwischen Vortragenden und Zuhörenden. Deswegen planen wir meistens genauso viel Diskussionszeit ein wie für den eigentlichen Vortrag. Und das tut der Diskussion gut.

Da ist es schade, dass das so einfach bei den digitalen Formaten nicht geht. Denn die Zuhörer-Fragen werden ja üblicherweise per Chat gestellt. Klar, es ist gut, dass so das eine oder andere nervige Co-Referat vermieden werden kann. Aber es ist eben auch oft schade, dass das eine oder andere erhellende Co-Referat nicht stattfindet.

Interaktion? Schwierig

Ich gebe zu, auch ich gebe gerne meine Meinung zum Besten, wenn ich gerade einen Vortrag hören musste, der mir nicht so richtig gepasst hat. Das mag manche nerven, es hilft aber manchmal auch, dass mal eine andere Sichtweise deutlich wird. Bei den Online-Konferenzen geht das aber leider nicht. Auch kann man ja versuchen, über die Publikumsfragen den Referenten dazu zu bewegen, zu bestimmten Punkten Klartext zu reden.

Letzten Dienstag zum Beispiel fand eine große Konferenz statt: die Handelsblatt-Tagung zur betrieblichen Altersvorsorge. Unter anderem war als einer der Starredner auch Herr Kukies geladen, seines Zeichens Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen. Das ist spannend, verständlich und aufschlussreich, wenn Herr Kukies redet. Und es gibt ja nicht viele Gelegenheiten, hautnah aus dem Finanzministerium zu hören, was gerade so passiert.

Was ich ziemlich spannend fand: Herr Kukies berichtete über die neue Europa-Rente PEPP, mit der die Bürgerinnen und Bürger in Europa zukünftig einfacher auch grenzüberschreitend Altersvorsorge betreiben können sollen. Klar hat er PEPP als ein eher positives Projekt skizziert – hat doch Deutschland auch aktuell die Ratspräsidentschaft inne.

Ich persönlich finde PEPP vom Grundsatz her auch eine gute Idee. Einige Dinge gefallen mit gut! Es gibt für das Basis-PEPP zum Beispiel einen Kostendeckel. Der ist nach meinem Geschmack zwar exorbitant hoch – zu Mal auch unklar ist, welche Kosten er denn „deckeln“ soll, aber immerhin gibt es ihn. Anders als bei den Angeboten der Lebensversicherer hier in Deutschland. Einstmals groß angekündigt, bleibt der deutsche Provisionsdeckel auf der Strecke.

Schwammig im Chat

Eigentlich könnte dann PEPP eine echte Alternative werden. Dazu müssten solche Verträge aber irgendwie mit den bisherigen Angeboten der Lebensversicherer gleichgestellt werden. Das heißt: gleiche steuerliche Behandlung oder gar die gleiche Förderung wie bei Riester!

Im Chat wurde Herr Kukies dann konkret auf diese Fragen angesprochen. Eine konkrete Antwort hat er aber nicht gegeben. Er blieb schwammig und weil es ja eine Online-Konferenz war, konnte man auch nicht nachhaken. Es bleibt also wohl bei einem vagen Bekenntnis zur Europa-Rente PEPP, ohne dieser neuen Vorsorgeform eine konkrete Chance geben zu wollen. Schade! Wieder eine Chance vertan!

PS: Ich vermute, dass die gleichen Lobbykräfte, die den Provisionsdeckel verhinderten, nun auch daran arbeiten, dass PEPP schlechter behandelt wird als die bisherigen Angebote der Versicherer.

PPS: Jetzt am Donnerstag haben wir beim BdV selber mal wieder eine Online-Veranstaltung, diesmal ein Pressegespräch zu Europa, EU und PEPP. Ich hoffe, uns gelingt eine gute Veranstaltung.


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